Der Weg zum Hochseeschein

Der ersehnte Hochseeschein liegt in greifbarer Nähe. Aber zuerst muss noch die theoretische Prüfung bestanden werden. Das Erlangen des Hochseeausweises ist kein Spaziergang. Als Skipper hat man eine ernst zu nehmende Verantwortung. Es ist absolut notwendig, dass Sie sich nicht nur auf das Bestehen der Hochsee-Theorieprüfung konzentrieren, sondern dass Sie von sich aus alle relevanten Themen rund um die Hochsee-Fahrt verstehen und vertiefen. Bevor Sie aber selbständig auf hoher See gehen, müssen Sie noch Ihr Wissen auf die Hochsee-Prüfung trimmen. Dieser Abschnitt, gibt Ihnen einige nützliche Tipps, wie Sie die Hochsee-Theorieprüfung ohne grosse Mühe bestehen. Folgen Sie den Anweisungen und falls Sie noch zusätzliche Hilfe benötigen, können Sie gerne unsere Schritt-für-Schritt-Anleitungen bei uns beziehen, oder Sie melden sich für das Online-Übungsportal an. Bitte kontaktieren Sie uns, wie helfen weiter.

Lernkontrolle Hochsee Theorie

 

Tipps beim Lernen auf die Theorieprüfung zum Hochseeschein

 

Die Reihenfolge der Fragetypen

Sowohl der CCS wie auch die SYA (das sind die beiden Verbände, welche in der Schweiz die Hochsee-Theorieprüfung durchführen und den Hochseeschein erlassen) haben eine etwas willkürliche Reihenfolge bei ihren Fragenkatalogen zu den Kartenaufgaben und auch an der Prüfung selbst. Dabei gibt es klar definierte Problembereiche, welche geprüft werden. Die Problembereiche sind:

  • Kursumwandlungen
  • Radarpeilungen
  • Handpeilkompass-Peilungen
  • Auslesen von Gezeiten- und Strom-Informationen aus der Karte
  • Diverse kleinere, unterschiedliche Probleme zu Einzelthemen

Alle Prüfungsfragen sind einer Typen-Nummer zugeordnet (z.B. Bestimmung des Am-Wind-Wendepunktes ist bei der SYA immer der Typ Nummer 9). Statt dass Sie die Reihenfolge des Prüfungsfragen-Katalog einhalten, sollten Sie sich eine strategisch günstige Reihenfolge vorlegen. Zum Beispiel könnten Sie zuerst mit einfachen Fragen anfangen, welche keinem bestimmten grösseren Problemfeld zugeordnet sind, um sich dann in ein grössere Themenfeld zu steigern. Auch innerhalb eines Themenfelds (z.B. Kursumwandlungen) gibt es einfachere und schwierigere Aufgaben, deshalb macht es Sinn, sich auch innerhalb eines Themas eine Reihenfolge vorzulegen. Falls Sie für Ihren Hochseeschein die Prüfung von SYA wählen, dann empfehlen wir folgende Reihenfolge (Stand Juni 2019):

1. Einfacher Einstieg mit leichten Aufgaben aus unterschiedlichen Bereichen um sich warm zu laufen

Aufgaben-Typ: 2, 3, 8, 11 und 14

2. Themenfeld Kursumwandlungen sortiert von einfach zu immer schwieriger

Aufgaben-Typ: 7, 5, 15, 4, 16 und 18

3. Themenfeld Radarpeilungen sortiert von einfach zu immer schwieriger

Aufgaben-Typ: 17, 10 und 1

4. Themfeld Handpeilkompass-Peilungen sortiert von einfach zu schwieriger

Aufgaben-Typ: 12 und 13

5. Themenfeld Gezeiten und Strömungen

Aufgaben-Typ: 6 (und ev. hier 18 statt bei Kursumwandlungen)

6. Restliche Themenfelder

Aufgaben-Typ: 9

 

Wenn Sie sich an diese Reihenfolge sowohl bei Lernen wie auch an der Prüfung halten, lösen Sie die Prüfung nach einer klugen strategischen Taktik. Sie beginnen leicht, und steigern sich allmählich. Probieren Sie diese Reihenfolge bei Lernen zu Hause aus. Wir sicher, dass sie Ihnen gute Dienste erweisen wird.

Bei den Gezeiten-Aufgaben spielt die Reihenfolge der Prüfungsaufgaben eine weniger bedeutende Rolle. Es handelt sich erstens nur um 4 Aufgaben und zweitens ist die Reihenfolge, wie die Aufgaben gestellt sind, auch aus Sicht der Lernmethodik eine sinnvolle Sequenz.

Übersicht:

 

Achten Sie auf die Punktezahl

Bei den Hochseeschein-Kartenaufgaben sind 30 Punkte das Maximum. Sie brauchen 75% dieser Maximalpunktzahl. Achten Sie darauf, dass die Prüfungsaufgaben unterschiedlich viele Punkte ergeben. Handeln Sie strategisch. Zählen Sie vor dem Abgeben Ihrer Prüfungsresultate alle Punkte zusammen, bei jenen Aufgaben bei denen Sie ziemlich sicher sind, dass sie richtig sind. Falls Sie so nicht auf 23 Punkte kommen, nutzen Sie noch die restliche Zeit, um noch Punkte zu gewinnen. Womöglich kann es nützlich sein, eine Aufgabe komplett von Vorne zu wiederholen, damit Sie eventuell auf einen möglichen Gedanken-Fehler aufmerksam werden.

 

Übungen zum Stromdreieck

Die Herstellung des Stromdreiecks ist in drei Aufgaben enthalten. Wenn die Methode des Strom-Dreiecks nicht sitzt, dann sind gleich 6 Punkte gefährdet. Der Hochseeschein rückt so weiter weg. Es ist ratsam, alle Varianten des Stromdreiecks zu beherrschen. Im Grunde existieren nur drei Szenarien, welche in einer Aufgabenstellung vorkommen können:

  • Szenario 1, Gegeben: Küg, Stromrichtung und Stromstärke, FdW, Gesucht: KdW
  • Szenario 2, Gegeben: Kdw, Stromrichtung und Stromstärke, Gesucht: KüG
  • Szenario 3, Gegeben: KüG, FüG, KdW und FdW, Gesucht: Stromrichtung und Stromstärke

Achten Sie, dass das Szenario 1 die schwierige Variante ist, deshalb haben wir das in der Reihenfolge im oberen Kapitel berücksichtigt. Wir haben in unserem Download-Bereich Animationen, welche die Herstellung und Methodik des Stromdreiecks Schritt-für-Schritt erklären und andererseits haben wir zusätzliche Übungen zu allen drei Szenarien zur Verfügung gestellt.

 

Nutzen Sie Post-It’s

Sowohl auf den Seekarten, wie auch im Gezeitenatlas wimmelt es von kleinsten Details. Mit etwas Nervosität und Prüfungsstress kann es leicht vorkommen, dass Sie zwar eine bestimmte Stelle finden, Sie aber dann beim Ablesen der Details ein anderes, benachbartes, gleich aussehendes Objekt oder eine falsche Zahl auslesen. Kleine Post-It’s verhindern diesen Konzentrationsfehler, indem Sie eine bestimmte Stelle sofort markieren. So vermeiden Sie unnötige Verwechslungen, gerade wenn die Zeit drängt, schleichen sich solche Flüchtigkeitsfehler ein. Wer hätte es gedacht, dass der Weg zum Hochseeschein auch über Post-It’s führt.

 

Die Radarpeilung

An der theoretischen Hochsee-Prüfung enthalten die Aufgaben 1, 10 und 17 jeweils Radarpeilungen. Wenn Sie das Grundprinzip der Radarpeilung nicht verstanden haben, dann gefährden Sie so an Ihrer Hochsee-Prüfung gleich 6 Punkte. Hier also nochmals das Prinzip (wir haben übrigens an der Seite der Grundlagen eine detaillierte Erklärung dazu):

Die Radarpeilung (oder Seitenpeilung) geht immer von der Bugrichtung aus. Aus Sicht des Radars, ist die Bugrichtung (also der rechtweisende Kurs, oder auch Kielkurs genannt) exakt 0 Grad. Beim Kompass ist der Norden 0 Grad, beim Radar ist es die Bugrichtung oder der Kielkurs (rwK). Wenn Sie nun eine Radarpeilung auf einer Seekarte eintragen müssen, dann sollten Sie immer vorher die Bugrichtung des Bootes ermitteln. Eventuell wird man Ihnen einen Magnetkompasskurs geben, den Sie zuerst in einen rwK umwandeln müssen, bevor Sie mit der Radarpeilung weiterrechnen. Der rwK wird dann mit dem Redarpeilung aufaddiert. Erst nach dieser Addition dürfen Sie das Resultat als Peilung auf die Seekarte eintragen. Der Radar dreht im Uhrzeigersinn. Es könnte also gut sein, dass Sie durch die Addition mehr als 360 Grad erhalten. Das Resultat müssten Sie in diesem Fall mit 360 substrahieren, damit sie eine vernünftige Gradzahl bekommen, und Sie damit die Peilrichtung auf Ihren Kurslineal (Rapporteur) nehmen können.

 

Arbeiten Sie strukturiert

In den Details steckt der Erfolg dieser Prüfung zum Hochseeschein. Wir erleben immer wieder Prüfungskandidaten /innen welche in unseren Kursen am Ende alles verstanden hatten und ihre Übungen fehlerfrei lösen konnten. Trotzdem kommt es vor, dass solche Kursteilnehmer/innen an der Prüfung einen Misserfolg erleben müssen. Beim Nachhacken bei den Kandidaten über mögliche Ursachen stossen wir immer wieder auf die Tatsache, dass der Grund für die fehlenden Punkte eine Kumulation von Flüchtigkeitsfehlern sein musste. Also hier ein paar nützliche Tipps:

  • Schreiben Sie jedes Notizblatt mit der Aufgaben-Nummer an.
  • Benützen Sie pro Aufgabe ein separates Notizblatt.
  • Stellen Sie die Strömungsdreiecke nicht auf der Seekarte her, sondern auf einem separaten kariertes Notizblatt.
  • Schreiben Sie die Kurse auf Seekarten oder jene auf den Notizblätter für die Stromdreiecke sofort an mit: Grad, welcher Kurs es ist, Pfeilrichtung und ev. Geschwindigkeit (falls bekannt).
  • Schreiben Sie zusätzlich Kurse auf Seekarten mit der Aufgaben-Nummer an.
  • Lösen Sie die Aufgaben nach einer strategischen Taktik (Reihenfolge)
  • Nutzen Sie das Kurslineal (Rapporteur) als Ihr Schiff. Zum Beispiel können Sie den Windabdrift (+ oder – Vorzeichen) einfach aus dem Rapporteuer auslesen, indem Sie beobachten, ob die Gradzahlen an der runden Scheibe kleiner oder grösser werden, während dem Sie den Wind auf die Spitze des Rapporteurs einwirken lassen. Die Runde Scheibe des Rapporteurs muss immer nach Karten-Norden zeigen. Auch bei der Herstellung des Stromdreiecks kann der Rapporteuer gute Dienste leisten, indem Sie den Rapporteur z.B. auf den KüG stellen und sich vorstellen, wie der KdW gegen den Strom “kämpfen” muss und sich somit mit dem Bung gegen die Stromrichtung stellt.